EINGANGSBEREICH
THEMA:
PERCHTOLDSDORF im 19. Jahrhundert:
Weinbauort und Sommerfrische der Wiener.
WEINBAUORT
SOMMERFRISCHE
Christoph Willibald GLUCK
Andere Künstler und Gelehrte
HAUS WERNER, Brunner Gasse 26,
erbaut vermutlich nach der Zerstörung von P. durch die Türken 1683; im Besitz der Stifte "Schotten" und "Montserrat"
Grundbuch 1775: Abt Amandus des Klosters "de Monte Serrato", bewohnt
vom "Bergmeister", dem Verwalter der Weinberge.
1818 von WERNERS erworben
Objekte:
1. Perchtoldsdorf, Stahlstich 1871
2. Weinbau
3. berühmte Sommerfrischler
4. Eisenbahnlinie nach P.
5. Haus Werner
5.1. Grundbucheintragung 1818
5.2. Hugo Wolf mit 20 Jahren (D) (erster Besuch des Hauses)
VORRAUM ZUM ARBEITSZIMMER
THEMA:
FREUNDE UND GÖNNER WOLFS
Hugo Wolf war zeitlebens so arm, dass ihn der Teufel nicht
einmal holen möchte. Ohne Freunde hätte er nicht überleben
können. Sie warben für ihn Schüler, vermittelten ihm die Stelle
eines Musikkritikers beim "Wiener Salonblatt" (1884-1887) und boten
ihm Quartier, um für ihn wenigstens das Wohnungsproblem zu lösen.
In erster Linie sind hier Heinrich (1854-1908) und Melanie (1858-1906) KÖCHERT
zu nennen, die ihn jahrelang beherbergten, dann auch noch Friedrich ECKSTEIN
(1861-1939) sowie Karl (1856-1935) und Rosa (1858-1938) MAYREDER. Erst mit
36 Jahren konnte sich Wolf durch die finanzielle Hilfe der deutschen Freunde
Baron Franz von LIPPERHEIDE (1838-1906), Hugo FAISST (1862-1914) und Oskar
GROHE (1859-1920) seine erste eigene Wohnung leisten.
Die Familie WERNER, die Hugo Wolf seit dem Jahre 1880 kannte, stellte ihm
ihren Sommersitz in Perchtoldsdorf dann zur Verfügung, wenn sie ihn nicht
für sich beanspruchten. Die Gärtnersleute und auch die Bedienerin
"Pepi" bemühten sich hier, Wolf das Leben zu erleichtern. Das
Haus war nur schlecht beheizbar und verfügte über kein Fließwasser
im Haus. Als Beleuchtung diente eine spärliche Petroleumlampe. Trotz
dieser primitiven Verhältnisse zog es Wolf regelmässig hierher,
denn hier fand er die Ruhe und Abgeschiedenheit, die er für das Komponieren
brauchte.
Wolfs Tagesablauf war streng geregelt: Frühes Aufstehen - kaltes Bad
im "Kautschukschaff" - Kaffee und Zigarette - Kurzer Spaziergang-
Komponieren - Mittagessen im Gasthaus "Zum schwarzen Adler" - wieder
daheim: Kaffee und Zigarette - Komponieren - karges Abendessen (kaltes Fleisch
und eine Flasche Bier) - Lesen oder Briefe schreiben. Besuche waren während
der Woche unerwünscht. An den Sonntagen lud er Freunde ein und spielte
ihnen die neu komponierten Werke vor. Hernach vergnügte man sich bei
einer Kegelpartie oder wanderte auf den Hochberg.
Objekte:
1. Foto: Hugo Wolf im Alter von 20 Jahren (HW 1)
2. Foto: "Sögners" (HW 26)
H.W. verbrachte die Sommer 1880 und 1882 in Mayerling im "Marienhof"
auf Einladung der Familie Preyss. Neben der Hausfrau Therese Preyss war auch
deren Schwester Bertha von Lackhner anwesend, die sehr rasch zu Wolfs "lieben
Tante" und "Mutter" wurde. Durch sie lernte Wolf deren Schwester
Maria kennen, die mit dem Börsensensal Hugo Werner verheiratet war, dem
Besitzer dieses Hauses.
3. Mausfallen-Sprüchlein: (23/17)
Die Tochter der Werners, Mizzi, hatte eine hübsche Stimme. Wolf musizierte
häufig mit ihr und widmete ihr auch diese Komposition.
4. Fotos: Köchert, Eckstein, Mayreder (Rosa und Karl), Grohe, Faisst
5. Kaffee- Zigaretten etc.; altes Foto vom "Schwarzen Adler", Hochberg (16/14).
ARBEITSZIMMER
Hier komponierte Wolf 117 Lieder und Gesänge sowie Teile seiner Oper "Der Corregidor". Die Einrichtung stammt noch aus Hugo Wolfs Zeit. Den Schaukelstuhl erhielt Wolf Weihnachten 1896 als Geschenk von Melanie Köchert.
FAMILIE WERNER
Hugo WERNER (Börsensensal) verheiratet mit Maria von
Sögner (+ 1914)
3 Kinder:
MIZZI (1864-?): verheiratet mit Viktor von Domaszewski, dann mit Edmund von
Hellmer (1873-1950)
HUGO: verheiratet mit (Tochter Josef Hellmesberger junior)
HEINRICH (1873-1927), verehelicht mit Emma, geb. von (?), Sohn OTTO WERNER
ZENTRALRAUM
THEMEN:
Wolfs Weg zum Meistergesang - Werke, die im Werner-Haus entstanden sind -
Mörike bis Italienisches Liederbuch - Der Corregidor - Ausbruch des Wahnsinns.
Hugo Wolf trat im Herbst 1875 als "Zögling"
in das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ein. Der Kompositionsunterricht
an diesem Institut, den auch Johannes Brahms heftig kritisierte, befriedigte
Wolf nicht. Weil er vermutlich ab Herbst 1876 den Unterricht für Komposition
bei Prof. Franz Krenn nicht mehr besuchte, wurde er im März 1877 wegen
Disziplinlosigkeit entlassen. Ab nun ging er seinen eigenen Weg.
Zu seinen kompositorischen Vorbildern und Lehrmeistern erwählte er sich
Ludwig van Beethoven, Hector Berlioz, Franz Schubert und Robert Schumann.
Den größten Einfluss auf seine Entwicklung als Komponist übten
jedoch die ästhetischen Ideen und Werke von Franz LISZT und Richard WAGNER
aus. Das bedeutete die Abkehr von der absoluten Musik und die Hinwendung zur
"poetischen Musik": ein Drama, eine Erzählung oder ein Gedicht
bestimmt das musikalische Motiv und auch die Form der ganzen Komposition.
Wolf rang jahrelang, um diese Ideen der "neudeutschen Schule" auch
kompositorisch umsetzen zu können. Das Problem lag weniger in der Beherrschung
der kompositorischen Mittel als in der Textauswahl. In seiner Jugendzeit vertonte
er vor allem romantische Stimmungsgedichte, die in der Nachfolge Robert Schumanns
stehen.
Erst mit der Hinwendung zum "Rollengedicht" gelang es ihm, seine
eigene Handschrift zu finden. Die Lieder sind nicht mehr überschrieben
mit Frühling oder Traurige Wege, sondern mit Der Tambour, Die Zigeunerin
oder Gutmann und Gutweib. Dazu gesellen sich Gedichte, die nur noch vom Du
und Ich handeln, durchwegs noch überhöht gezeichnet bis zum "Spanischen
Liederbuch". Im "Italienischen Liederbuch" wird dann dieses
Ich und Du realistischer und menschlicher.
Mit der Hinwendung zum Rollengedicht änderte sich auch der musikalische Stil und das kompositorische Vorgehen. Nicht mehr eine "hübsche" Melodie ist der Ansatz für eine Komposition, sondern ein plastisches musikalisches Motiv, gewonnen aus der Dichtung, welches den Klavierpart bestimmt. Dieser "begleitet" nun nicht mehr den Gesang, sondern kommentiert ihn. Die Singstimme geht dem Sinn des Wortes nach und übernimmt den Tonfall des Gedichtes in allen erdenklichen Abstufungen vom Flüstern bis zur lyrischen Kantilene. Durch die motivische Verknüpfung von Klavier- und Gesangspart entsteht ein musikalisch komplexes Gebilde. Wolf wurde damit zum Wegbereiter des "modernen" deutschen Liedes.
Der Weg bis zu dieser Meisterschaft war für Wolf "lang" und beschwerlich. Im Winter 88 mir plötzlich nach langem Herumtappen der Knopf aufgegangen. Das "Herumtappen" fand hier in Perchtoldsdorf am 16. Februar 1888 sein endgültiges Ende mit der Vertonung des Gedichtes "Der Tambour" von Eduard Mörike.
SEKTION I
VORBILDER LISZT UND WAGNER
Objekte: Bild von Richard WAGNER und Franz LISZT
Am 23. Jänner 1888 war Hugo Wolf in das Haus Werner übersiedelt.
Am 24. Jänner vertonte er Heinrich Heines Gedicht "Wo wird einst
des Wandermüden Ruhestätte sein" und darauf Robert Reinicks
"Gesellenlied". Die Gedichtvorlagen spiegeln Wolfs seelische Befindlichkeit
wider.
Objekte:
1. Fromme's Wiener Portemonnaie-Kalender (29/1)
2. Fotokopie: "Wo wird einst ..." ( 29/2)
3. Fotokopie: "Gesellenlied" (29/3)
SEKTION II
GEDICHTE VON EDUARD MÖRIKE
Mit der Hinwendung zu den Gedichten Eduard Mörikes war
das "Herumtappen" beendet. Vom 16. Februar bis 26. November 1888
hat Wolf hier im Hause Werner 44 Gedichte von Eduard Mörike vertont,
die restlichen neun Anfang Herbst jenes Jahres in Unterach am Attersee.
Die Dichtung ist Ursprung und Kern der Komposition. Daher heißt dieses
Werk nicht etwa "Lieder von Hugo Wolf", sondern "Gedichte von
Eduard Mörike componirt von Hugo Wolf". In diesem Sinne ist auch
zu verstehen, dass Wolf das Bild des Dichters und nicht das des Komponisten
veröffentlicht hat.
Objekte:
1. Eduard Mörike, Gedichte (29/9)
1.1. Bild Mörikes aus Erstausgabe (vielleicht) oder 33/33
2. Autograph: "Der Tambour" (29/4)
3. Erstausgabe (31/22)
4. Skizze: "Auf eine Christblume II" (XIX/321)
Text: Hugo Wolfs kompositorisches Vorgehen lässt sich folgendermaßen
beschreiben: Texterfassung - Improvisation am Klavier zur Findung der musikalischen
Grundstimmung - erste Fixierung der "Einfälle" in einer Skizze
- Überprüfung der Tauglichkeit dieser Einfälle am Klavier hinsichtlich
ihrer musikalischen Verwendbarkeit - eventuell weitere Skizzen oder gleich
Reinschrift.
5. Fotokopie: Brief an Franz SCHALK vom 24. Februar 1888
SEKTION III
SPANISCHES LIEDERBUCH
Nach den "Gedichten von Eduard Mörike" schloss Wolf die "Gedichte von Joseph von Eichendorff" (1880-1888) ab und komponierte unmittelbar darauf die "Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe" (1888-1889). Damit war für Wolf offenbar die vertonbare deutsche Dichtung ausgeschöpft. Er wandte sich spanischen Gedichten in der Übersetzung von Emanuel Geibel und Paul Heyse zu. Aus dieser Gedichtsammlung vertonte er vom 28. Oktober 1889 bis 27. April 1890 in Perchtoldsdorf 44 Gedichte.
Objekte:
1. Foto Hugo Wolf 1889 (32/30)
2. Ansichten aus Spanien (HMW)
3. Autograph: "Geh, Geliebter, geh jetzt". (Original möglich
aus NB, H W 116 A)
4. Brief von Schott (34/41)
SEKTION IV
ITALIENISCHES LIEDERBUCH
Im Herbst des Jahres 1890 wandte sich Wolf dem "Italienischen Liederbuch" von Paul Heyse zu. Nach einem Jahr hatte er daraus 22 Lieder vertont. Doch dann bahnte sich eine schöpferische Krise an, die sich erst mit der Komposition der Oper "Der Corregidor" löste. Während der Vorbereitung zur Uraufführung des "Corregidors" zog sich Wolf nach Perchtoldsdorf zurück und schuf vom 25. März bis 30. April 1896 den 2. Teil des "Italienischen Liederbuches".
Objekt:
Fotokopie: Autograph: "Was für ein Lied soll dir gesungen werden".
Der Text dieses Liedes, den Wolf an den Beginn des 2. Teiles des "Italienischen
Liederbuches" gleichsam als Motto gestellt hat, enthält Wolfs künstlerisches
Credo: Neu, modern, nie gehört.
Wolfs künstlerisches Streben zielte nach der Komposition einer Oper. Das Libretto sollte nicht "wagnerln", um nicht auch kompositorisch in das Fahrwasser des von ihm so hochgeschätzten Richard Wagner zu gelangen. Die schöpferische Krise in den Jahren 1892-1894 hatte großteils ihre Ursache in der Suche nach einem geeigneten Libretto.
Im Sommer 1888 hatte sich Wolf für Pedro Alarcons Novelle
"Der Dreispitz" als Opernstoff begeistert. Rosa Mayreder (1858-1938)
verfasste ein Libretto, das Wolf zwar 1890 abgelehnt hat, jedoch Anfang 1895
für vertonbar hielt. Damit war auch die schöpferische Krise beendet.
Am 1. April 1895 übersiedelte Wolf nach Perchtoldsdorf und komponierte
hier bis zum 10. Mai den 1. Aufzug und den Hauptteil des 2. Aufzuges. Hernach
nahm er die Einladung Baron Franz von Lipperheides auf dessen Schloss in Matzen
(Tirol) an, wo er am 25. Dezember die Komposition und Instrumentierung des
"Corregidors" abgeschlossen hat. Die Uraufführung des "Corregidors"
fand am 7. Juni 1896 in Mannheim statt.
Objekte:
1. Brief an Joseph Schalk vom 11. September 1889
"Die leitende Idee der Handlung gemahnt überdies gar zu sehr an
Parzifal, wie
überhaupt das Ganze sehr stark wagnerlt."
2. Foto Rosa Mayreder 1895
3. Foto Hugo Wolf 1895
4. Hugo Wolf im Matzener Jägerhäusl (HW 72)
5. Klavierauszug/Partitur: Fotokopie (32/25 und 26)
6. Klavierauszug - Werner (32/28)
7. Figurinen (32/24)
8. Theaterzettel UA Mannheim (32/27)
Wolf besuchte zwischendurch immer gern Perchtoldsdorf, so auch am 19. September 1897. Doch an diesem Tage erlebte er nicht ein unbeschreibliches Wohlgefühl, sondern den Ausbruch des Wahnsinns. Er spielte zwar am späten Nachmittag jenes Tages im Salon des Fabrikanten Walter Bokmayer in Mödling den Freunden noch aus seiner zweiten Oper "Manuel Venegas" vor, doch am nächsten Tage musste er in die psychiatrische Anstalt Dr. Svetlins eingeliefert werden. Einer kurzen Erholungsphase folgte Ende September 1898 ein Selbstmordversuch im Traunsee. Am 4. Oktober wurde er in die Niederösterreichische Landesirrenanstalt in Wien überstellt. Dort starb er am 22. Februar 1903.
Objekte:
1. Brief an Heinrich Werner (32/31)
2. Fotokopie "Manuel Venegas" (35/49)
3. Salon Bokmayer (HW 46)
4. Parese
5. Foto aus der Irrenanstalt (August 1899)
6. Foto: Büste Wolfs von Franz Seifert (HW 38)
Bei der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 stand diese Büste neben
der Mozarts.
7. Todesanzeige oder Foto Grab Zentralfriedhof.
MULTIMEDIALER ZUGANG ZU WOLF
THEMA:
SIEG ÜBER DAS VERGESSEN
Ohne Freunde hätte Wolf nie überleben können. Zur Förderung und Verbreitung seines kompositorischen Schaffens wurden in Berlin, Stuttgart, Wien und anderen Städten Hugo Wolf-Vereine gegründet. Der Hugo Wolf-Verein in Wien, dessen Schriftführer Heinrich Werner war, hatte jedoch sehr bald nach seiner Gründung im Frühjahr 1897 die schwere Aufgabe übernommen, die finanziellen Mitteln für die Unterbringung Wolfs in der Irrenanstalt aufzubringen. Man besorgte Subventionen, rief zu Spenden auf und veranstaltete Konzerte "zu Gunsten des kranken Componisten". Ab dem Jahre 1900 ging der Verein überdies daran, unveröffentlichte Kompositionen sowie Wolfs Briefwechsel mit Freunden zu publizieren. Nach Auflösung des Vereins im Jahre 1905 war Heinrich Werner auch weiterhin publizistisch für seinen Freund Hugo Wolf tätig. Heute wird Wolfs kompositorisches Schaffen weltweit beachtet und gewürdigt.
Objekte:
1. Konzertprogramm (Spitzer)
1.1. Mitgliedskarte (36/53) und event. andere Dokumente des Wolf-Vereins
2. Foto Heinrich Werner (36/54)
3. Noten (aus HW 111) und neue Ausgaben (MWV, japan.)
4. Bücher
4. 1. Biografie von Ernst Decsey
4.2. Biografie von Ernst Newman
4.3. Kritiken Wolfs
4.4. Gesammelte Aufsätze
4.5. Biographie und andere Publ. (Youens, Jestremski, Spitzer, japan. Ausgb.)
5. Schallplatten und CD's.
6. Hörplatz und Internet